Orangewein
Orangewein oder Orange Wein, manchmal auch Orange Wine, ist ein Weißwein, der wie ein Rotwein hergestellt wird. Die Weißweintrauben werden mit den Schalen der Trauben (Maische) vergoren, wodurch mehr Tannine und Farbstoffe aus den Schalen herausgelöst werden. Orangewein zeichnet sich daher durch eine dunklere Farbe als Weißwein aus: ein dunkles Gelb bis Orange. Außerdem ist er in der Regel leicht trüb. Gelegentlich wird Orangewein als vierte Weinfarbe neben Rot-, Weiß- und Roséwein eingestuft. Da maischevergorene Weißweine nicht zur Tradition in den meisten Weinanbaugebieten gehören, gibt es noch keine gesetzlichen Regelungen zum Begriff des Orangeweins, der demzufolge unterschiedlich benutzt wird.
Orange Wein: Trend oder Tradition?
Es ist paradox: Einerseits handelt es sich bei der Maischevergärung in Tongefäßen um eine Form der Weißweinerzeugung, die zu den ältesten Arten der Vinifikation überhaupt zählt. Sie ist Jahrtausende alt, aber außerhalb Georgiens in Vergessenheit geraten. Andererseits haftet orangem Wein ein modernes Image an, seit vor Jahren diese Praxis auch in westeuropäischen Regionen wiederentdeckt wurde, die gut zur Naturwein-Bewegung passt. Es ist nachgerade ein kleiner Boom zu verzeichnen und viele Weingüter wollen diesen Trend nicht verpassen und nehmen maischevergorene Weißweine in ihr Sortiment auf.
Orange Wein-Herstellung
Die Produktionsweise des Orangeweins hat ihren Ursprung in uralten Methoden der Weinerzeugung, die heute noch in Georgien angewandt werden: eine Maischegärung in großen Tongefäßen oder Amphoren, die in die Erde vergraben werden – wahrscheinlich die älteste Form der Weinbereitung überhaupt, die mittlerweile auch in Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich, Slowenien oder Kroatien praktiziert wird.
Orangewein wird aber nicht ausschließlich in Amphoren hergestellt. Wichtig ist die Maischegärung, die einige Wochen bis über Monate dauern. Sie kann auch in Fässern oder Tanks erfolgen. Entscheidend ist, dass der Wein langen Kontakt mit der Maische hat, um ausreichend Tannine und Farbstoffe abzugeben. So erzeugte orange Weine sind Ergebnis einer Reaktion mit Sauerstoff und haben eine kräftige und komplexe Textur. Oft sind sie trüb – und in jedem Fall gewöhnungsbedürftig, weil sie bei weitem mehr Tannine aufweisen als konventionelle Weißweine. Allerdings geht bei dieser Weinherstellung der feine Charakter der eingesetzten Rebsorten teilweise verloren. Auch deas Behältnis ist eher von geringem Einfluss auf die geschmacklichen Qualitäten des Orangeweins. Weil nach der Maischegärung der Wein erst nach Wochen oder gar Monaten abgepresst wird, ist diese sehr lange Standzeit der Maische prägender für den Wein als die Lagerbehälter.
Winzer haben große Freiheiten bei der Erzeugung von orangem Wein, weil es eben noch keine gesetzlichen Vorgaben gibt. Produktionsmethoden können kombiniert werden. Beim Orangewein verzichten viele Winzer im Sinne einer Naturwein-Philosophie auf Schwefel oder eine Spontanvergärung mit Reinzuchthefen. So wird oft verfahren, ohne dass es eine vorgeschriebene Erzeugungsweise beim Orangewein wäre.
Orange Wein aus Franken
Keine Region will zurückstehen, wenn es um neue Trends geht. Franken macht hier keine Ausnahme. Ein fränkischer Silvaner als Orangewein ausgebaut? Kein Problem, das gibt es. Die fränkischen Winzer bevorzugen für Orangewein vor allem diese Rebsorte.
Orange Wein aus der Pfalz
Auch immer mehr pfälzische Winzer stellen Orangewein her, vor allem Bio-Winzer sind offen für solche Experimente. Vielleicht weil sie oft einen Wissensvorsprung gegenüber den konventionell arbeitenden Weingütern haben, wenn es um naturnahe und unkonventionelle Erzeugung geht. Auch in der Pfalz wird gerne Silvaner eingesetzt, unter den Rebsorten finden sich aber auch Weißburgunder oder Grauburgunder.
Orange Wein aus Rheinhessen
Rheinhessen ist das größte Weinbaugebiet Deutschlands und natürlich werden orange Weine auch in Rheinhessen hergestellt. Cabernet Blanc, Muskateller, Silvaner, Cuvées aus regionalen Rebsorten: die Vielfalt entspricht der Größe des Anbaugebietes. Aber diese drei Regionen sind nur ausgewählte Beispiele: Orangewein kommt mittlerweile aus allen deutschen Weinregionen von der Mosel bis zum Bodensee. Ob er sich in der deutschen Weinlandschaft dauerhaft wird halten können, wird die Zukunft zeigen.
Orange Wein kaufen
Anders als Weiß-, Rot- oder Roséweine gibt es orange Weine noch nicht an jeder sprichwörtlichen Ecke zu kaufen. Wegen ihrer aufwändigen Herstellung können Orangeweine manchmal auch etwas teurer im Preis sein als „konventionelle“ Weine, zumal sie oft auch in Bio-Qualität angeboten werden. Es bietet sich zudem an, nicht mit einem zu „extremen“ Orangewein einzusteigen, sondern das Angebot, das momentan noch beständig wächst, am besten mit fachkundigem Rat zu erforschen.